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Sämtliche Werke in zwanzig Bänden: Zwölfter Band: Der Räuber. Roman (suhrkamp taschenbuch, Band 1112)

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Stefan Proust
Bewertet in Deutschland am 29. August 2018
Sein letzter posthum veröffentlichter Roman "Die Räuber" war für mich als Leser das erste Buch welches ich überhaupt von dem Schweizer Schriftsteller und literarischem Sonderling Robert Walser gelesen habe und ich habe mich auf Anhieb in diese ironisch verspielte und lieblich verträumte Dichtung verliebt. In ankedotischer Pointierung und karikaturistischer Überzeichnung wird die Geschichte von dem namenlosen "Räuber" erzählt, der so gar nichts Räuberisches oder Verbrecherisches aufzuweisen hat. Im Unterschied zu der literarischen Räuberfigur Rinaldini "der ja doch wohl seinerzeit Hunderten von guten Staatsbürgern den Kopf gespaltet hat, der Reichen den Reichtum abzapfte und solchen der Armut zugut kommen ließ" tötete Walsers "Räuberchen" "bloß etwa im Wiener Café bei den Klängen einer ungarischen Kapelle die Seelenruhe eines schönen Mädchens am Fenster mit dem hineinstechenden Strahl seiner Unschuldsaugen und mit hinstrebenden Gedankenübertragungen."Die ihm von anderen angehängte Etikette "Räuber" bezieht sich wohl eher auf seinen unkonventionellen Lebensstil und sein ungewöhnliches Erscheinungsbild. In den Augen seiner Umwelt ist der Räuber ein unbrauchbares nutzloses Mitglied der Gesellschaft und wird von seinen Mitbürgern für seine unverzeihlichen und skandalösen Untaten und Fauxpas "verfolgt". Sein anspruchsloses, kindliches und sanftes Wesen verstört seine Mitmenschen und enttäuscht diejenigen die sich von einem betitelten Räuber mehr Abenteuerlust versprachen. Eine Frau sagt eines Tages zu ihm: "Alle Ihre Ansprüche scheinen Ihnen entschwunden zu sein. Läßt so ein Kind, das doch eine gesellschaftliche Unbedeutendheit darstellt, etwas fallen, so springen Sie vom Platz und von der Unterhaltung, in die Sie mit irgendwem vertieft sind, auf, um das Fallengelassene mit einer Flinkheit aufzuheben... Niemand weiß, wer Sie eigentlich sind. Wissen Sie denn selber noch immer nicht, was Sie im Leben wollen, wofür Sie da sind?... Sind Sie schlechtweg, schlankhin ein Mensch? Sie atmen scheinbar absolut keinerlei Bürgerlichkeit aus, und man verdächtigt Sie bei Ihrem werten Anblick, daß Sie eine Abenteuernatur seien, und doch enttäuschen Sie uns dann auch wieder eben in dieser Hinsicht. ..Ihrer Gestalt fehlt eine Etikette, Ihrem Lebenswandel eine Abstempelung."Für Michel Mettler verkörpert der Räuber in Walsers Werk den Unfertigen und er formuliert das in seinem einfühlsamen Nachwort so: "Ich will nutzlos sein im schönsten Sinn, nicht die gängigen Fähigkeitszeugnisse erwerben, sondern auf eigenen Wegen meine Fertigkeit proben." Auch der auktoriale Erzähler - der darauf achtgibt, "daß ich mich nicht mit ihm (den Räuber) verwechsle. Ich will doch keine Gemeinschaft mit einem Räuber haben." - teilt die Skepsis mit dem eiligen Vorwärtsdrang nach Vollkommenheit und Fertigkeit, nach der Nutzbarmachung der Ressource Mensch: "Ja, es gibt noch aufwachsende Menschen, die nicht im Handumdrehen mit einer entsetzeneinfößenden Geschwindigkeit mit ihrem Innen- und Außenleben fertig werden, als wären Menschen bloß Semmeln, die man in fünf Minuten herstellt und hierauf verkauft, damit sie verbraucht werden. Es gibt gottlob Zweifler und solche, die zu zaudern den Drang haben. Als wenn jeder Zupackende, Einsakkende, Ansprüchemachende uns ein Vorbild und dem Land, dem er angehört, ein guter Mitbürger wäre. Eben gerade nicht! Und Unfertige sind fertiger als Fertige, und Unbrauchbare oft viel brauchbarer als Brauchbare, und im übrigen braucht nicht jedes und alles sogleich oder in allerkürzester Frist zum Gebrauch vorhanden zu sein. Es lebe nur fröhlich weiter auch in unseren Zeiten ein gewisser menschlicher Luxus, und eine Gesellschaft fällt dem Teufel in die Hand, die jede Gemütlichkeit und Gehenlassigkeit ausmerzen will."Diese für den Roman - sowohl die Figur als auch die Form von bekenntnishafter Fragementiertheit betreffend - charakteristische Betrachtungsweise erinnert ein wenig an den Roman "Ferdydurke" von dem polnischen Schriftsteller Witold Gombrowicz, der in diesem Buch zeigt "wie jemand, der in seine Unreife verliebt ist, um die eigene Reife kämpft. Aber klar war, daß es mir nicht gelungen war, diese Liebe zu überwinden, noch sie zu zivilisieren, und sie wütete - illegal, wild, geheim - nach wie vor in mir als etwas, das uneingestanden und verboten war." Die grotesk-komische Erzählweise und die zahlreichen Abschweifungen ("Diese Umschweife, die ich da mache, haben den Zweck, Zeit auszufüllen, denn ich muß zu einem Buch von einigem Umfang kommen, da ich sonst noch tiefer verachtet werde, als ich bereits bin.") erinnern andererseits an Jean Paul der ebenfalls ein Faible für skurille Darstellungen und auktoriale Selbstironie hatte.Michel Mettler spricht bei der Lektüre von Walsers "Räuber" von einer Wortsüße des Augenblicks, es ist eine Buch zum Immerwiederlesen, "ohne Anfang und Ende, ein Moebiussches Band des Erzählens." Wunderbar die kurze Anekdote über die "Löffeliliebkosung" des asexuellen Frauenschwärmers und Erotikers: "In besagter Küche... hatte er da also eine stattliche Leistung auf erotischem Gebiet zustande gebracht, er, der sonst in diesem Fach stets schwach oder doch ungenügend geblieben war."
Andrea (aus Bayern)
Bewertet in Deutschland am 8. September 2007
Mit Begeisterung hatte ich Jakob von Gunten und der Gehülfe gelesen - nun also den Räuber-Roman. Mir persönlich war das Buch sehr schwer zugänglich, wenngleich die Geschichte einfach aus dem Leben ist und vom Leben handelt: von einem Außenseiter, einem Nichtangepasstem, einem Zurückgezogenen, einem in-sich-ruhenden, stillen, zurückhaltenden und bescheidenen Charakter. Ein sehr nachdenkliches Buch.
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